Das letzte Land

 

the making of „das letzte land”

 
„Zwei oder drei Leute in einem kleinen Raumschiff...” - das war die Uridee, irgendwann im Jahr 2009. Im Laufe der Zeit ist daraus ein abendfüllender Spielfilm geworden, der beim Filmfestival "Max Ophüls Preis" 2019 seine Weltpremiere feierte und dann die Welt der Filmfestivals weiter erkundet hat. Unter anderem wurde er beim Sci-Fi-Filmfestival in Sydney als Bester Film ausgezeichnet und in Austin, Texas, bekam er den Preis für das Beste Production Design. Heute kann man ihn auf BluRay kaufen oder auf Amazon streamen.

Aber was ist damals zwischen 2009 und 2019 eigentlich alles passiert? Oder was hatte alles zu passieren, damit aus einem einfachen Bild im Kopf ein knapp zweistündiges Leinwandabenteuer werden konnte?

Mittlerweile ist auch eine Limited-4-Disc-Collectors Edition erhältlich, die unter anderem auch eine fast zweistündige Making-Of-Dokumentation enthält. Die gibt natürlich die besten Einblicke, man sieht und hört mitten in die Produktion hinein. Doch auch hier gibt es immerhin schon was zu lesen.

idee und stil

 
„Das letzte Land“ spielt in einer fernen Zukunft und handelt doch von ganz gegenwärtigen und zugleich zeitlosen Dingen: Ausbruch, Suche und Ziellosigkeit - es geht um die Irrfahrt zweier einsamer Menschen.

Am Anfang gab es nichts als diese einfache Vision von ein paar Leuten in einem Cockpit – immerhin aber hatte dieses Cockpit schon ein ganz bestimmtes Aussehen: Dunkel, schmutzig, durcheinander - wuchernde Armaturen, Kabel und Schläuche, die wie Lianen von der Decke hängen - und dabei viele blinkende Lichter. Es sah ein wenig so aus wie die „Nostromo”, das Raumschiff in Ridley Scotts „Alien” (1979), allerdings viel kleiner.

Worum aber sollte es in diesem Film gehen? Was sollte da los sein in diesem Cockpit...?

In der Zwischenzeit hatten einige Nicht-Sci-Fi-Filme wie Werner Herzogs „Aguirre – der Zorn Gottes“ (1972) oder Franklin J. Schaffners „Papillon“ (1973) noch zu einer ganz anderen Idee angeregt: Zwei oder drei, die wahnsinnig geworden sind und versuchen, ohne Wasser und zu Fuß eine Wüste zu durchqueren. Diese Idee wurde dann mit der anderen kombiniert: Die Wüste wurde zum Weltall, die nackten Füße zum Raumschiff... Auch den Wahnsinn (und auch das Wasser) behielten wir im Hinterkopf.

Bis allerdings beschlossen wurde, diese Gedanken konsequent in die Tat umzusetzen, vergingen noch etwa zwei Jahre. Immer wieder mal wurde über Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Projektes sinniert. Den Startschuss markierte dann der Bau des kleinen Raumschiffmodells.

 

das raumschiffmodell

 
Computergenerierte Bilder gefallen uns auch heute noch nicht besser als Modelltricks in ihrer Blütephase in den frühen 80er Jahren. Entsprechend schnell verständigten wir uns darauf, auch für unseren Film mit echten Modellen zu arbeiten.

Ende 2011 entwarf Marcel verschiedene Schiffsgrundformen und Johannes sprach sich klar für die klobige Variante aus. Alle waren einverstanden, vielleicht weil wir uns an das Raumschiff aus Joe Dantes „Explorers” (1985) erinnert fühlten (wo es darum geht, dass ein paar Jungs ein Raumschiff bauen...).

Auf dieser Basis bauten Johannes, Massimo und Marcel im Laufe des Jahres 2012 das Modell, mit dem später auch die entsprechenden Trickaufnahmen durchgeführt wurden. Seine Bestandteile: Holz, Schrauben, Acryl, Modellbaukleber und jede Menge Plastikteile. Letztere wurden größtenteils Modellbausätzen jeglicher Art entnommen. Die meisten holte Johannes vom Speicher, ein paar nur wurden gezielt dazugekauft. Darunter waren eine Lokomotive, verschiedene Schiffe und Militärfahrzeuge und auch Raumschiffe aus bekannten Sci-Fi-Universen (darunter der Millenium Falke, ein TIE-Fighter, ein Snowspeeder, ein X-Flügler und die Voyager). Alles wurde zerlegt und zusammen mit ein paar freundgewordenen Fremdkörpern (wie z.B. einem Kamm und ein paar Steckdosen) zu einer neuen Form zusammengesetzt.

Philipp versah es am Heck noch mit einem roten Blinklicht, es wurde lackiert und bemalt. Als es dann mit der richtigen Beleuchtung und vor den richtigen Hintergründen sichtbar wurde, war es unser Raumschiff geworden, ganz so wie man es jetzt schon im Trailer sehen kann.

Im weiteren Verlauf des Projekts stellten wir mit derselben Methode noch mehr Modelle her. Eins davon ist auch kurz im Trailer zu sehen (klicke oben)...

 

die raumschiffkulisse

 
Für alle Szenen, die im Inneren des Raumschiffs spielen, wurde Ende 2012 damit begonnen, eine lebensgroße und rundum geschlossene Kulisse zu bauen. In dieser Phase war Schreinermeister Massimo Müller als Architekt und ausführender Konstrukteur (und manchmal auch als sein eigener Handlanger) federführend.

Die vordere Schiffshälfte mit Cockpit, Kombüsenzeile, Forschungsecke, Schlafkojen und Weltraumtoilette wurde auf einem alten, einachsigen Traktoranhänger errichtet – so konnten später Turbulenzen und Erschütterungen simuliert werden. Der zylinderförmige Raum besteht aus einem Stahlblechgerippe, verkleidet mit Holz, und von innen ausgestaltet mit unzähligen Kleinteilen, die in ihrer Kombination den Eindruck machen, als gehörten sie einfach zusammen...

In Wahrheit aber wurden diese Teile zusammengetragen aus allerlei Elektrogeräten – alten Computern, Fernsehern, Hifi-Anlagen... – besonders angetan war Massimo von der sehr ergiebigen Waschmaschine. Platinen, Kabel, Blenden, Lüfter, Knöpfe, Hebel, Räder und eben allerlei Arten von Bauteilen – all sowas wurde in eine neue Art der (Un-)Ordnung gebracht, dann lackiert, bemalt und patiniert, mit Staub und Schmutz bearbeitet - das Schiff sollte alt und ausgelaugt wirken.

Um das Schiff zum Leben zu erwecken, wurden Leuchten, Blinklichter und Bildschirme installiert. Neben dem Schiff wurde eine Steuerecke eingerichtet, von wo aus die ganze Elektronik angesteuert und manipuliert werden konnte. Hinzu kamen Schalter und Hebel, die beweglich waren, Klappen, die man öffnen konnte, eine maßangefertigte Schiebetür aus Stahlblech (und mit Salzwasser blitzverrostet), der obligatorische Pilotensitz (ursprünglich ein Zahnarzt-Behandlungsstuhl) und noch einiges mehr.

Währenddessen wurden auch die Bildschirminhalte mit Computergrafiker Martin Schmidt vorproduziert: Teils leeres, aber wirksames Sci-Fi-Geplapper, teils erzählerisch relevante Inhalte, und auch ein paar Drahtgitterdarstellungen - natürlich alles monochrom. Die Farbe: P1-Phosphor-Grün.

 

ausstattung


Ein Raumschiff wäre nicht komplett ohne die richtigen Sachen an Bord: Sachen, die es so nicht gibt, aber doch an reale Sachen erinnern sollen. Und auch wenn es durchaus eine Reihe an Requisiten im Film gibt, die so bleiben konnten, wie sie waren (ein Schraubenschlüssel, ein Bleistift, eine Taschenlampe, ein Waschlappen...), so waren da auch einige, die irgendwie hergestellt werden mussten.

Wir wendeten dazu im Grunde dieselbe Methode an wie bei Modell- oder Raumschiffbau: Wir kombinierten Teile verschiedener Gegenstände, so dass ganz neue Gegenstände dabei herauskamen. Die Waffe z.B., die auch im Trailer schon zu sehen ist (klicke oben), war ursprünglich eine Spielzeugwaffe und wurde dann mit verschiedenen zusätzlich angeschraubten Teilen und einer guten Ladung schwarzem Lack in eine ordentliche Science-Fiction-Waffe verwandelt.

Die Overalls der Schiffsbesatzung sind eigentlich militärische Flieger-Kombis, die nur noch mit verschiedenen Elementen bestickt und mit Nagelbürste und schwarzer Farbe künstlich gealtert und verölt wurden. Es gab auch Kostümteile, die fast nicht verändert wurden, dafür aber gezielt – meist im Internet – gesucht und gekauft werden mussten, darunter auch weiße, grob gerippte Unterhemden, die in der echten Welt zwar aus der Mode gekommen sind, aber in unser Setting perfekt (und fast schon zwingend) hineinpassten.

 

intermezzo: crowdfunding


Während der Zeit des Raumschiffbaus starteten wir per Startnext eine Crowdfunding-Kampagne. Rund 300 Menschen begeisterten sich so für unser Projekt, dass ca. 14.000 Euro zusammenkamen. Das meiste Geld floss in die Kulisse, ansonsten in Ausstattung und Teile des Equipments.

Das war eine ganz wesentliche Hilfe, doch an der grundsätzlichen Art des Arbeitens änderte sich dadurch (zum Glück!) nichts. Wir blieben eine "No Budget"-Produktion, alle Beteiligten hatten neben dem Projekt weiterhin ein normales Leben mit normalen Jobs zu führen und steckten auch weiterhin Geld, vor allem aber die meiste freie Zeit in den Film. Nicht in Vollzeit am Film arbeiten zu können und dementsprechend auch kein Geld an all der Arbeit zu verdienen, hat einerseits zur sehr langen Produktionszeit von über sechs Jahren geführt, andererseits hatte es aber erhebliche, positive Auswirkungen auf den kreativen Prozess. Alle Phasen der Produktion waren vom Improvisieren geprägt, vom Methoden-(Neu-)Erfinden und von ständiger Tüftelei.

 

dreharbeiten


Im Sommer 2014 fanden über einen Zeitraum von 14 Tagen die Haupt-Dreharbeiten statt. Jeden Tag versammelten sich alle Beteiligten beim Schiff, darunter jetzt auch unsere Darsteller Milan und Torben, um Stück für Stück alles Material zu drehen, aus dem später der Film montiert werden sollte. Das Drehbuch war noch ganz frisch, denn Marcel hatte es parallel zum Raumschiffbau geschrieben. Kulissen und Geschichte waren in einem ständigen Wechselspiel entstanden – immer mit Blick auf die praktischen Verhältnisse und Möglichkeiten.

Ein idealer Drehtag begann mit dem Hochfahren und Durchchecken der Schiffskontrolle, dann allgemeiner Begrüßung und Besprechung. Nachdem der sogenannte "Schweiß- und Drecklevel" für die anstehenden Szenen geklärt war, verschwanden die Darsteller, um sich mit Klettenwurzelöl und schwarzer Schminke entsprechend zu bearbeiten. Währenddessen wurden mit der "Technik- und Effekteabteilung" alle Besonderheiten des Tages besprochen (welche Monitore müssen welchen Inhalt anzeigen, welche Geräte werden benutzt, kommt Dunst oder Wasser zum Einsatz...). Und bevor es ins Schiff ging, steckten Marcel und die zwei fertig Verdreckten nochmal in Ruhe die Köpfe zusammen, um alles Anstehende thematisch zu besprechen und ggf. vorab Textänderungen vorzunehmen. Im Schiff wurde dann der genaue Szenenaufbau erarbeitet. Bevor der Rec-Knopf an der Kamera gedrückt werden konnte, musste immer erst eine Choreographie ausgearbeitet werden zwischen Milan und Torben, Tonmann Jan und Marcel an der Kamera – und wenn noch jemand Weiteres mit im Schiff war, für Filmklappe oder sonstige Aufgaben, dann hatte sich derjenige rechtzeitig ein gutes Versteck zu suchen. Es war eben eng im Schiff. Daher wurde auch meist mit winzigen, batteriebetriebenen und übrigens auch magnetischen LED-Lampen beleuchtet, was letztlich den Look unseres Films wesentlich beeinflusst hat.

Auch nach Abschluss der Dreharbeiten kamen noch öfters kleinere Teams beim Raumschiff zusammen, um vereinzelte Bilder nachzudrehen, etwa die meisten Einstellungen, in denen die Darsteller nicht sichtbar waren, wie Blicke auf Armaturen und Monitore oder Hände und Füße, die irgendwas tun – solche Dinge wurden gezielt nachgeholt und nach und nach in den Schnitt integriert.

 

schnitt und color grading


Aus vielen, vielen Stunden Videomaterial wurde anhand des Drehbuchs und mit Blick auf die vielen Änderungen beim Dreh eine Schnittfassung erstellt, die natürlich noch unvertont und ganz ohne Trickbilder war. Es war also eine Fassung ohne Musik oder Geräusche, und wenn im Drehbuch stand, man würde das All sehen, dann zeigte der Film noch nichts anderes als die Worte, weiß auf schwarz: "Das All". Das galt es nun zu ändern.

Die finale Schnittfassung fertigte Marcel im Lauf des Jahres 2015 parallel zur Arbeit an den Trickbildern an – denn erst mit den Szenenentwürfen vor Augen ließ sich wirklich bestimmen, wie die Trickbilder genau auszusehen hatten, die sie komplettieren sollten – und genauso hatten die Trickbilder ihre Auswirkungen auf den Schnitt.

Bald begann auch das Color Grading, bei dem jedes einzelne Bild im Hinblick auf Farbtemperatur, Helldunkel und sonstige Eigenschaften bearbeitet wurde. Ein Prozess, der sich manchmal wie Malerei anfühlte und wegen der gleichen Arbeitsumgebung auch wieder eng mit dem Zusammenbau der Trickbilder verknüpft war.

 

trickbilder


Immer wenn man durchs Fenster das All sieht oder das Raumschiff von außen, dann hat man es (natürlich) mit einem Trick zu tun. Die dafür notwendigen Modellaufnahmen führten wir nach alter Sitte vor der Greenscreen durch. Im Normalfall steht das Modell dabei still und die Kamera bewegt sich – für die meisten Aufnahmen verwendeten wir eine Eigenkonstruktion, einen simplen, aber effektiven Skateboard-Dolly.

Am Computer wurden die Modellaufnahmen dann mit anderen Bildern kombiniert, vor allem mit Sternen, die nichts als feine Löcher in schwarzem Karton sind, aber auch mit Aufnahmen von Acrylfarbe in Wasser oder von Staub auf Glas, Standbildern von Kerzenrauch – oder, was sich als besonders gut geeignet herausgestellt hat, Formationen aus Speisestärke auf schwarzem Glas. In Kombination entstanden daraus kosmische Sternenhaufen und Staubnebel.

Um die Oberflächen naher Planeten darzustellen oder die entsprechenden Landschaften, kamen ziemlich abenteuerliche Kombinationen zu Stande. Massimo baute Miniaturen aus Gips, Philipp schnitt mit einem heißem Draht Felsen und Tropfsteine aus Styroporklötzen aus und Marcel entdeckte noch so einige, zusätzliche Möglichkeiten produktiver Verfremdung – z.B. wurden gezielt beleuchtete Aufnahmen von Pfannkuchen zu felsigen Ebenen und Kraterlandschaften umfunktioniert.

Am Ende standen Einblicke in eine fremde Welt, die möglichst realistisch gestaltet waren. Denn es sollte letztlich ja unmöglich sein, die eigentlich verwendeten Komponenten wiederzuerkennen.

 

geräusche und sound design


Als wir uns sicher waren, dass sich am Bildschnitt so gut wie nichts mehr ändern würde, konnte die Vertonung beginnen. Die ersten Schritte: Sprachaufnahmen von Geräuschen befreien und neue Geräusche aufnehmen. Auch wenn diese Arbeit schon 2016 begann, stand vor allem das Jahr 2017 im Zeichen der Geräusche.

Aber warum beseitigt man die Geräusche erst und nimmt dann wieder neue Geräusche auf? Weil die echten Geräusche meist zu "schmächtig" oder nicht prägnant genug sind. Durch ausführliche Geräuschemacherei aber werden die Geräusche so erzeugt, wie man sie auch haben will, auch hier mit Mitteln, auf die man erstmal kommen muss. Zum Beispiel wurden mit Hilfe eines satt klingenden, alten Rucksacks sämtliche Körperbewegungen nachgespielt. Oder es wurde ein gusseisernes Nähmaschinengestell mit schönen Resonanzeigenchaften hunderte Male mit immer neuen Gegenständen geschlagen oder berieben oder gestreift – je nach dem, welche Bewegung man da gerade vertonte. So wurden die visuellen Eindrücke stark beeinflusst, z.B. änderten sich ganz magisch die Materialeigenschaften, wenn die Dinge anders klangen. Marcel machte die meisten Geräusche zu Hause. Bei Oliver, 2017 zur Crew hinzugestoßen, wurde alles ins richtige Verhältnis gebracht und klanglich aufgeschönt.

Und dann gab es auch die Sorte Geräusche, die man von Grund auf erfinden musste – weil es sie nicht wirklich gibt: Alles, was das Raumschiff macht, die Armaturen, der Antrieb – all das brauchte ebenfalls Klänge oder wurde teilweise auch ausschließlich durch Klänge präsent gemacht. So wurden allerhand weitere Geräusche aufgenommen und in neue Zusammenhänge gebracht: Da waren zum Beispiel eine grummelnde Ölheizung, ein spulendes Tonband, ein fiependes Ultraschallgerät, ein kaputter Lüfter, eine zufahrende Aufzugtür, ein surrender Kühlschrank, eine hochfahrende Hebebühne, ein laufender VW-Bus-Motor, ein matschender Haferbrei, ein brummender Bienenstock, ein piepender Wecker... Aufnahmen wie diese wurde in ihre Bestandteile zerlegt und wieder zu ganz neuartigen Geräuschen zusammengesetzt und vermischt – im Grunde also wie beim Modell- oder Raumschiffbau oder auch bei den Bildtricks, nur eben mit Geräuschen.

 

musik und mischung


Irgendwann hatte der Film alles, was für eine realistische Darstellung nötig war. Das Weltall sah nach Weltall aus und im Raumschiff klang es recht plausibel nach Raumschiff. Es durfte also jetzt, Anfang 2018, auf die Ebene der Musik hinuntergehen, wo man es nochmal mit einer ganz eigenen Klangwelt zu tun bekam. Im Grunde ging es hier jetzt darum, all das realistisch Wirkende wieder ein Stück weit zu verzaubern.

Oliver und Marcel belieferten sich gegenseitig mit Musikvorschlägen und erarbeiteten gemeinsam ein Musikkonzept, das synthetische Klänge mit Aufnahmen echter Instrumente verband. Das Hauptinstrument wurde das Cello, von Oliver selbst gespielt. Doch es gab nicht nur Instrumente der klassischen Sorte... Zum Beispiel wurde ein Eierschneider als Zupfinstrument benutzt oder ein quietschender Gummidinosaurier – mit nachträglich geänderter Tonhöhe – als unheimliche Effektmaschine eingesetzt. Eine besondere Rolle hat der gute alte Heulschlauch gespielt.

Je weiter die Musikproduktion fortgeschritten war, desto öfter wurde auch gemischt, d.h.: Sprache, Geräusche und Musik ins richtige Verhältnis gebracht. Das war ein wichtiger, abschließender Arbeitsschritt, weil es natürlich entscheidend ist, dass die Dialoge immer verständlich sind, die Geräusche trotzdem präsent bleiben und dabei die Musik doch niemals versackt.

 

und dann...?


Nach Fertigstellung der Tonebene im Herbst 2018 gab es noch ein Nach-Grading, bei dem manche Farbeinstellungen nachjustiert wurden, eine Überarbeitung der Weltraumaufnahmen, vor allem der Schiffsbewegungen im All... Der Ton wurde abschließend gemastert, dabei auch durch einen guten, alten, analogen Kompressor gejagt. Auch ein 5.1-Surround-Ton wurde noch (schnell aber sicher) erarbeitet.

In der Zwischenzeit waren Vorab-Versionen bei verschiedenen Filmfestivals eingereicht worden. Schließlich kam die Zusage vom "Filmfestival Max Ophüls Preis", einem der wichtigsten Festivals für den deutschsprachigen Nachwuchsfilm. Sogleich wurde unser Plakat gestaltet, eine Pressemappe musste her, das DCP musste erstellt werden - das ist das Ding, das ein Filmvorführer heutzutage braucht, um den Film im Kino abzuspielen.

Am 15. Januar 2019 war "Das letzte Land" dann erstmalig auf großer Leinwand zu sehen, mit noch 7 weiteren Vorstellungen bei "Max Ophüls" und gleich noch einer beim "Berlin Independent Film Festival". Der Film bekam seine FSK-Freigabe (ab 12) und die Arbeit am Bonusmaterial für die Crowdfunding-Dankeschön-DVDs konnte nun auch beginnen. Im Mai 2019 lief der Film zweimal beim "Neisse Film Festival" in der Sektion "Deutsches Fenster". Im selben Monat noch feierten wir beim "Sci-Fi-London Film Festival" unsere UK-Premiere und nur zwei Wochen später, im Juni, ging es nach Mailand zur Italien-Premiere beim "Oltre lo Specchio - Festival dell'immaginario fantastico e di fantascienza". Währenddessen begannen die Arbeiten am Soundtrack-Album, am Hörspiel zum Film und an einer Reihe kleiner 3D-gedruckter Raumschiffmodelle (alles ebenfalls Crowdfunding-Dankeschöns). Anfang September 2019 feierte der Film seine Australien-Premiere beim "Sci-Fi Film Festival "in Sydney und wurde dort obendrein als "Best Feature Film" ausgezeichnet. Ende September wurde er beim "Filmfest Bremen" gezeigt und Anfang Oktober beim "Lund International Fantastic Film Festival" in Schweden. Es folgten Festivalteilnahmen in Brügge (Razor Reel Flanders Filmfestival), in Mainz ("FILMZ - Festival des deutschen Kinos") und nochmal in Berlin (Berlin Sci-Fi Filmfestival). Im Dezember wurde das Festivaljahr 2019 mit der US-Premiere beim "Other Worlds Austin Film Festival" abgeschlossen und Anfang 2020 gab es noch zwei weitere Ausflüge in die USA, zum "Boston Science Fiction Film Festival" und (bereits coronabedingt nur noch virtuell) zum "Miami International Science Fiction Film Festival".

In der Coronazeit kamen schließlich auch ein amerikanischer Weltvertrieb und ein deutscher Verleih mit ins Boot ("Indeed Film") und so kam der Film auch bald - ob man das ganz am Anfang nun gedacht hätte oder nicht - in ausgewählte deutsche Kinos...

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